Der Weg zum Abwasserverband Seewinkel

 

Bereits im Jahre 1972 wurde in einer Studie die Möglichkeit einer gemeinsamen Abwasserreinigungsanlage für die Gemeinden Apetlon und Illmitz untersucht. Im Jahre 1973 wurde das Ferienzentrum Pannonia bei Pamhagen geplant. Vorgesehen war ein Trennsystem mit eigener biologischen Kläranlage für 6.000 EGW. Die Gemeinde Wallern besaß ein wasserrechtlich genehmigtes Kanalprojekt mit mechanisch biologischer Kläranlage. Diese Vorarbeiten bildeten die Grundlage zur Gründung des Abwasserverbandes (AWV) „Seewinkel“ am 16.12.1976 mit den Gemeinde Apetlon, Illmitz, Pamhagen inklusive Pannonia und Wallern. Der Verband beauftragte das Zivilingenieurbüro Dr. Lang mit der Ausarbeitung einer Studie über eine technisch wirtschaftliche Lösung des Abwasserproblems für das gesamte Verbandsgebiet.

Wesentlich war die Festlegung eines Standortes für die Zentralkläranlage mit einem Vorflutgraben, welcher keine Restverschmutzung (Kläranlagenablauf) dem Neusiedlersee zuführte. Diese wurde schließlich in der Nähe der österreichisch ungarischen Grenze, ungefähr in der Mitte zwischen den Gemeinden Apetlon und Pamhagen mit dem Zweierkanal und Einserkanal als Vorfluter gefunden. Somit gibt es in den Gemeinden keine Kläranlagen sondern lediglich Pumpwerke.

Das Einzugsgebiet des AWV hatte damals rd. 8.500 Einwohner, zusätzlich rund 750 Betten für das Ferienzentrum Pannonia sowie Fremdenverkehr und Weinbau. Für den Endausbau waren 40.000 EGW (Einwohnergleichwerte) vorgesehen.

Da dieses ebene Gebiet kein Gefälle für Freispiegelleitungen aufweist, mussten für den Transport der Abwässer aus den Gemeinden zur Kläranlage Pumpleitungen vorgesehen werden. Die Ortsnetze sollten im Mischsystem entwässert werden; das Kanalsystem endete bei den Hauptpumpwerken (HPW) mit Regenspeicherbecken.

Die erste gemeinsame Informationsbesprechung mit den Bürgermeistern Johann Gangl (Apetlon), ÖK. Rat Franz Klein (IIImitz), OK. Rat Stefan Deutsch (Pamhagen) und Johann Müllner (Wallern) fand am 17. Mai 1976 in Illmitz statt. Dieser sollten noch etliche mit dem Thema „Aufteilung der Anteile auf Grundlage der Schmutzfrachten und Abwassermengen“ folgen. Nach vielen Sitzungen und Berechnungen, Neubewertungen und langen Diskussionen wurde ein Konsens gefunden, bei welchem die Summe der Anteile endlich 100% ergab. Die Geschichte, dass eine Goaßl (Peitsche), die Bgm. ÖK. Rat Klein (Illmitz) von der Landesregierung zum „Druck machen“ erhielt, großen Anteil am Zustandekommen des Verbandes hatte, kenne ich nur vom Hörensagen.

Im Juli 1977 gab es Überlegungen zur Erweiterung des Verbandes um die Gemeinden Tadten und Andau. Es kam jedoch, aus wirtschaftlichen Überlegungen, nicht zur Erweiterung. In der Zwischenzeit wurde vom Büro Lang mit den Vermessungs- und Planungsarbeiten für das Einreichprojekt der gemeinsamen Anlagenteile begonnen. In Apetlon gab es einen Bürgerprotest gegen die geplante Durchleitung des „Drecks“ von Illmitz durch die Apetloner Gemeinde. Letztlich konnten jedoch die Bürger überzeugt werden, dass durch die unterirdische Durchleitung mittels Druckrohre weder Gestank noch sonstige Beeinträchtigungen gegeben sein werden. Bei einer Projektsbesprechung am 27.07.1977 mit Herrn OBR Dr. Stalzer, Abteilung XIII/3 Wasserbau des Amtes der Burgenländischen Landesregierung wurde festgelegt, dass die Zentralkläranlage des Verbandes für 40.000 EGW ausgelegt werden soll, jedoch ein zweistufiger Ausbau mit je 20.000 EGW vorzusehen ist.

Am 19.06.1978 erfolgte die wasserrechtliche Bewilligungsverhandlung des Gesamtprojektes durch das Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung VI, und am 14.12.1978 erging der wasserrechtliche Bewilligungsbescheid. Am 24.04.1978 stellte der Abwasserverband den Antrag auf Bewilligung der Fördermittel durch den Wasserwirtschaftsfonds für € 6,8 Mio. Der erste Bauabschnitt umfasste: Steuerungsgebäude, Rechen- und Sandfanggebäude, ein Belebungs und ein Nachklärbecken, Rücklaufschlammpumpwerk, Schlammsilo sowie zugehörige Leitungen und Außenanlagen.

Im Herbst 1979 wurden die Ausschreibungen über die Erd und Baumeisterarbeiten, die maschinelle Ausrüstung, elektro und steuerungstechnische Anlagen durchgeführt und im März 1980 wurde mit dem Bau der Kläranlage sowie parallel hiezu mit dem Bau der Druckleitungen von Wallern über Pamhagen bzw. Illmitz über Apetlon zur Kläranlage begonnen. Die Feriensiedlung Pannonia erhielt eine eigene Anschlussleitung. Auch die zum Betrieb erforderlichen Hauptpumpwerke in den Verbandsgemeinden wurden in dieser Zeit geplant und gebaut.
Auch die Ortsnetze wurden abschnittsweise ausgebaut, sodass nach Fertigstellung der ersten Ausbaustufe der Kläranlage, Pumpleitungen und Pumpwerke 1983 das gesamte Abwassersystem in Betrieb genommen werden konnte.

Inzwischen ist auch die zweite Ausbaustufe mit Belebungsbecken, Nachklärbecken, Schlammlagerplatz und Schlammentwässerungsanlage sowie Eisenchloriddosieranlage in der Zeit von Herbst 1991 bis Ende 1993 errichtet worden.

Aufgrund der inzwischen erfolgten Gesetzesänderung, d. h. Verringerung der zulässigen Ablaufwerte für Stickstoff und Phosphor entsprechend Emissionsverordnung 1991 beträgt trotz vergrößerter Belebungsbeckenvolumina der wasserrechtliche Konsens für die Kläranlagenbelastung nur 26.300 EGW, ausreichend für die im Verbandsgebiet anfallende Abwasserbelastung.
Damit wurde dieses ökologisch für den Seewinkel und vor allem für den Neusiedler See wichtige Projekt abgeschlossen. Weitere Um und Ausbaumaßnahmen 1998 1999 (Schlammlagerhalle, Sandwaschanlage und EDV Anlage) dienten zur Optimierung des Kläranlagenbetriebes. Bisher wurden vom Abwasserverband Seewinkel Investitionen von rund € 9.105.200  getätigt.
DI Dr. E. LANG